Juden in Staudernheim

sind dort nachweislich zumindest seit Anfang des 18. Jahrhunderts ansässig gewesen. Sie waren Kleingewerbetreibende, vor allem Viehhändler, ihre Ehefrauen hausierten oft mit Lebensmitteln. Vermutlich schon früh gab es Kolonialwarenhändlerinnen, die auch die umliegenden Orte versorgten. Der älteste erwähnte jüdische Name ist der der Familie Mayer. Um 1850 erwarb die jüdische Gemeinde ein kleines Stück Land außerhalb des Ortes, um ihre Toten zu begraben. Der Friedhof ist heute noch gut erhalten.

 

Viehhändler Moses Marx, Foto: Slg. Wolff

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Die Volkszählung von 1864 zeigte, dass in Staudernheim damals 805 evangelische, 168 katholische und 86 jüdische Einwohner lebten. Durch Landflucht und Auswanderung nahm die Zahl der jüdischen Dorfbewohner jedoch wie überall auf dem Lande sehr ab und betrug 1933 nur noch 21 Personen.

 

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde die Soldaten August Mayer, sein Bruder, der Unteroffizier Eugen Mayer und Heinrich Eichel. Sie werden auf der allgemeinen Ehrentafel für die Gefallenen nicht genannt. Auf Anregung eines Dorfbewohners in der Nachkriegszeit erhielten sie eine gesonderte kleine Gedenktafel.

 

Hatte der Berichterstatter über die Einweihung der Synagoge 1896 noch gehofft, dass » die Einigkeit in seiner Heimatgemeinde zwischen Christen und Juden immer so bleibe“, so schwand diese doch nach 1933 schnell. Während der nationalsozialistischen Verfolgung flohen die meisten jüdischen Bewohner in Großstädte, einige konnten in die USA auswandern. Drei Juden wurden 1942 noch direkt aus Staudernheim deportiert und ermordet, weitere sind noch von ihrem Zufluchtsort aus in den Tod geschickt worden. In Staudernheim selbst hat durch ihre Ehe mit dem Nichtjuden Peter Ginz nur Amalie Ginz, geb. Mayer, überlebt. Seit ihrem Tod 1968 gibt es keine Juden mehr am Ort.

 

Für insgesamt neun ehemalige jüdische Staudernheimer wurden 2014 auf Veranlassung des Museumsvereins Stolpersteine verlegt, der Verein publizierte dazu eine kleine Broschüre.

 

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